Die Wasseramsel entlang der Ems

Gemarkung Bad Emstal-Sand / Merxhausen und Niedenstein-Kirchberg

Autor:
Hans-Bernd Schmidt,

Wasseramseln (Cinclus cinclus) sind eine stammesgeschichtlich sehr alte Vogelfamilie, deren Herkunftsgebiet wahrscheinlich in Mittelasien liegt. Ihr Biotop ist ans Wasser gebunden, vor allem leben sie an klaren, schnellfließenden Mittelgebirgs- und Gebirgsbächen. Der scheue, sehr heimlich lebende Vogel nimmt unter den Singvögeln Europas eine Sonderstellung ein, denn als einzige Art schwimmt und taucht er in überraschender Weise und bewegt sich auf dem Grund des Baches fort. In jeder Weise ist die Wasseramsel dem Leben am und im Wasser gut angepasst, wie z.B. durch verschließbare Nasenlöcher und durch dichtes, pelzartiges Gefieder, das - gut eingefettet - den Körper vor Durchnässung schützt. Die Vögel, die je nach der geographischen Lage ihres Brutgebietes Strich-, Stand- oder Zugvögel sind, bleiben in der Regel zeitlebens ihrem Revier treu. Auch in der Bauweise ihres äußerst kunstfertig errichteten Nestes und in der Jungenaufzucht erweisen sie sich als sehr anpassungsfähig an den zur Verfügung stehenden Raum und veränderte Verhältnisse.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, wo man endlich Untersuchungen über die Nahrung der Wasseramsel anstellte, wurde sie als angeblicher Fischräuber arg verfolgt. Seitdem steht sie unter Schutz, doch ist der dauernde Rückgang ihres Bestandes durch industrielle Nutzung, zunehmende Verunreinigungen mit einem zurückgehenden Nahrungsangebot, mangelnden Brutplätzen und häufigen Störungen kaum noch aufzuhalten, wobei durch gezielte Hilfsmaßnahmen auf lokaler Ebene auch positive Bestandsentwicklungen erzielt werden können.

So wurden in den 70er und 80er Jahren (STAIBER) an zahlreichen Mittelgebirgsbächen in Nordhessen die Brutplatzsituation mit Nistkästen unter vielen Brücken für die Wasseramsel erheblich verbessert. Zu diesen Bächen gehörte auch die Ems in den Gemarkungen Bad Emstal-Sand und Merxhausen, sowie Niedenstein-Kirchberg im Schwalm-Eder-Kreis auf einer Fließgewässerlänge von 15 Kilometern bei einer Höhendifferenz von 145 Metern.

Ausgehend von 330 m ü. NN bis zum Ende des Untersuchungsgebietes bei 185 m ü. NN konnte kein Einfluss der Höhenlage auf Brutbeginn und Bruterfolg festgestellt werden.

Die nachfolgende Auflistung ist die Erfassung der Erstbruten. Das niedrige Brutergebnis der ersten drei Erfassungsjahre ist auf geringe Erfahrungswerte, sowie zerstörte Kästen durch Hochwasser und Menschen zurückzuführen.

Mit zusätzlichen Kästen konnten erfolgreich Lücken geschlossen werden, jedoch wurden bisher in Kästen außerhalb von Brückenbauwerken, wie z. B. an überhängenden Bäumen, noch keine Bruten festgestellt.

Fehlende Kästen (z.B. Nr. 10, 12) im Siedlungsraum werden nicht mehr ersetzt, wobei der Bruterfolg durch Erholungs- und Spieldruck dort eh ausblieb, was auch bei den im Jahr 1998 angebrachten Kästen in der Ortslage von Kirchberg deutlich wurde. Im folgenden Diagramm ist gut ersichtlich, dass eine Erhöhung der Anzahl der Nistkästen keine unmittelbare Auswirkung auf die Anzahl der Bruten hat, wobei das Jahr 2001 ebenso wie die Jahre `92 - `94 vielleicht für Zyklen stehen, die nur längere Beobachtungen aufzeigen können.

Bei einem geringsten Abstand von 325 m zwischen zwei regelmäßig besetzten Kästen mit erfolgreicher Brut und 2250 m als größten Abstand ergibt sich ein zehnjähriger Mittelwert von 1,41 km/Brutpaar.

Die Kontrolle der Erstbruten wird in der ersten Dekade des April durchgeführt, die Nachkontrolle von beflogenen Nestern bis max. 14 Tage nach Erstbegang. Erfasst wird die Eizahl und die Anzahl der Jv, wobei bei fast flüggen Jv im Nest von einer vollständigen Zählung aufgrund der Fluchtgefahr (Sprung ins Wasser) abgesehen wird.

Die Zweit- bis Drittbrutenerfassung wird nur sehr sporadisch durchgeführt und kann so nicht in die Ausarbeitung einfließen. Die Suche nach Naturnestern gestaltet sich äußerst schwierig, so dass nur die Nester im unmittelbaren Kastenbereich mit erfasst wurden (z. B. zwischen Kasten und Brückendecke, Nischen im Brückenbereich, auf Abwasserrohr).

Das Nest, das leider einige Ornithologen immer noch zur Bruterfassung, jedes Jahr aus dem Kasten entfernen, wird erst nach über zweijähriger Nichtnutzung entfernt, da die Wasseramsel das sehr langlebige Nest immer wieder nutzt und nur im Inneren erneuert. Desweiteren wird(?) das Nest ganzjährig als Schlafplatz genutzt.

Konkurrenz zu anderen Vögeln konnte nicht beobachtet werden. Gelegentlich war eine Zaunkönigbrut in Wasseramselnest, bzw. eine Gebirgsstelzenbrut auf dem Dach des Nistkastens festzustellen.


Literatur

CREUTZ, G. (1986): Die Wasseramsel (Neue Brehm Bücherei)
HÖLZINGER, J. et al (1985): Biologie und Schutz der Wasseramsel
JOST, O. (1993) in: HGON Avifauna von Hessen Bd. 1, Echzell
SCHNEIDER, H.-G. (2001): Vogelkundliche Hefte Edertal Bd. 27, S. 27 ff.
STAIBER, K., (1999): Vogelkundliche Hefte Edertal Bd. 25, S. 43 ff.